August 2024 – Veranstaltung Weide

„Augsburger Stadtwald: Wald, Wasser, Weide“

Augsburg International hatte das ganze Jahr über schon sehr viele Aktivitäten vorzuweisen, ein besonderes „Schmankerl“ für Interessierte und Mitglieder“ war der geführte Rundgang durch Wald und Heide im Stadtwald / Siebentischwald mit Nicolas Liebig, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes der Stadt Augsburg. Wir waren sehr gespannt auf die Führung und wurden voll belohnt, denn Herr Liebig wusste viel Interessantes zu berichten und machte uns auf bestimmte Blumen und Kräuter aufmerksam.
Der Präsident von Augsburg International ließ es sich nicht nehmen, an der rund zweistündigen Führung mit teilzunehmen.

Heide, Wasser, Kiefernwald: das Naturschutzgebiet Stadtwald Augsburg hat viel zu bieten

Das Naturschutzgebiet Stadtwald Augsburg ist mit einer Fläche von 2.160 Hektar eines der größten Naturschutzgebiete Südbayerns außerhalb der Alpen. Der Stadtwald Augsburg ist darüber hinaus eines der artenreichsten Naturschutzgebiete in Bayern. Er hat etwa 22 Quadratkilometer Ausdehnung und beherbergt über 3.000 Tier- und Pflanzenarten. Wer im Stadtwald unterwegs ist, stößt darüber hinaus unweigerlich auf zahlreiche Bäche und Kanäle.

Ein Fünftel des Augsburger Stadtgebiets ist mit Wald bedeckt – mit zahlreichen Funktionen. Die städtischen Forstreviere sind Trinkwasserspeicher, Schadstofffilter, Lebensraum und Erholungsgebiet. Neugierig geworden, konnten wir auch die Geschichte des Augsburger Stadtwalds auch noch bei der Stadt Augsburg nachfassen.

Große Vergangenheit – Geschichte des Stadtwalds

1249
schenkte der Ritter Siegfried von Bannacker dem Hospital zum Heiligen Geist sein väterliches Erbgut mit einem größeren Waldkomplex.

1602
erwarb die Stadt Augsburg von Bischof Heinrich von Knoeringen im Tausch gegen Grundbesitz in Anhausen und Eppisburg den Kernbereich des heutigen Siebentischwaldes. Dadurch wurde die Wasserversorgung der Bürger für Jahrhunderte gesichert.

1721
erhielt die Stadt den Haunstetter Wald für 40 Jahre als Pfand für ein Darlehen von 100.000 Gulden an Kurfürst Max Emanuel von Bayern. Damit war sie berechtigt, „die Brunnenquellen zusammenzuführen und in die Stadt zu leiten“ sowie Holz für den Wasserbau am Lech und zum Ausbau der Brunnen zu schlagen. Diese Rechte blieben im Wesentlichen bis zum Ankauf des Haunstetter Waldes bestehen.

1902
erwarb die Stadt das v.-Beck’sche Landgut mit 44 Hektar, richtete dort ab 1907 das Forsthaus Siebenbrunn ein (1995 abgetragen wegen Trinkwasserschutz) und forstete die landwirtschaftlichen Flächen auf.

1924
konnte die Stadt nach mehreren gescheiterten Versuchen den 879 Hektar großen Haunstetter Wald von Kommerzienrat Johann Pfeffer erwerben. Der Haunstetter Wald war bis 1883 im Besitz des kgl. Bayer. Staatsärars. 1883 erwarb ihn Kommerzienrat Georg Käß aus Haunstetten. Seine Tochter, Marie Gräfin von Tattenbach, verkaufte den Wald 1917 an Johann Pfeffer, einen Unternehmer aus Memmingen. Das Tattenbachpalais, ehemals Sitz der Familie Käß/v. Tattenbach, später Rathaus von Haunstetten, beherbergt heute die Stadtforstverwaltung Augsburg.

1927
erhielt die Stadt den Haunstetter Gemeindewald (37 Hektar) als Gegenleistung für den Bau der Straßenbahnlinie 4 nach Haunstetten.

1942
übernahm die Stadt aus politischen Gründen die Wälder der vier städtischen Stiftungen in ihr Eigentum, um sie vor der Vereinnahmung durch den nationalsozialistischen Staat zu schützen.

Es handelte sich um die

paritätische St.-Jakobs-Stiftung,
paritätische Hospital-Stiftung (=Heilig-Geist-Spital),
paritätische St.-Martins-Stiftung,
kath. Studienfonds.

Diese Stiftungen sind heute zu 83 Prozent an den Reinerlösen des Gesamtwaldbesitzes außerhalb der Stadtgrenzen beteiligt. So dient der Waldertrag überwiegend der Erfüllung sozialer und kultureller Aufgaben. Die Stadt erhält 17 Prozent der Erträge, da ein gewisser Anteil seit jeher der Stadt gehört.

1958
übereignete Dr. Wolfgang Freiherr von Schaezler den 139 Hektar großen „Schaezlerwald“ bei Pichl der Stadt Augsburg zur Erinnerung an seine im Krieg gefallenen beiden Söhne. Der Waldertrag dient dem Bauunterhalt des Schaezlerpalais´, außerdem wird daraus ein jährlicher Beitrag für Stipendien von Studierenden der Forstwissenschaften und der Altphilologie finanziert. Allerdings müssen die Studierenden Absolventen des humanistischen Gymnasiums in Ansbach oder des humanistischen Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg sein.

1972
wuchs der Stadtwald durch die Eingemeindung der Städte Haunstetten und Göggingen sowie der Gemeinde Inningen um 350 Hektar.

1996
erhielt die Stadt den 50 Hektar großen „Gutmannwald“ nahe Treuchtlingen von ihrem Ehrenbürger Senator Max Gutmann. Die Erträge sind für karitative bzw. sonstige soziale Zwecke und für die Förderung des Sports in der Stadt Augsburg zu verwenden.

Solch ein Juwel mitten in der Stadt sowie außerhalb zu haben, das ist schon ein Privileg. Der Stadtwald Augsburg ist übrigens das „Waldgebiet des Jahres 2024“

Einführung am Treffpunkt – Fotos: Marianne Stenglein